Oranienburg, Oranienburg, wir fahren nach Oranienburg

Sechs Schülerinnen der Schule Finowfurt nahmen am Mittwoch, dem 26. Februar, am Regionalwettbewerb „Jugend debattiert“ am Louise-Henriette-Gymnasium in Oranienburg teil. Amelie, Zoe und Lydia waren als Zuschauerinnen dabei, Amy hielt sich als Nachrückerin bereit, während Dilan und Lotti als Gewinnerinnen des Schulwettbewerbes in den Wettstreit gingen, um in die nächste Runde einzuziehen, das Brandenburger Landesfinale, das einzig noch vor dem Bundesfinale in Berlin steht. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

Nun weiß jeder Fan: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze! Eine Debatte dauert 25 Minuten. Vier Teilnehmerinnen treten auf zwei Pro- und zwei Contra-Positionen an. Eine Jury vergibt die Punkte, vorläufig noch ohne VAR. Die Fans im Zuschauerbereich dürfen sich nicht muksen, also keine Gesänge. Soll Pyrotechnik erlaubt sein? Diese Frage wurde tatsächlich in der Altersgruppe 2 debattiert.

Zwölf Teilnehmerinnen aus den Klassenstufen 9 und 10 debattieren nun zeitgleich in drei Räumen. Sie kommen von Gymnasien aus Prenzlau, Glienicke, Wandlitz, Eberswalde, und Oranienburg sowie von einer Gesamtschule aus Birkenwerder. Und sie kommen von der Schule Finowfurt – ein Hauch Union liegt in der Luft. Schon sind die Eröffnungsreden geschwungen, die Argumente fliegen hin und her: „Sollen Dialekte in der Schule unterrichtet werden?“

„Was ist eigentlich mit den …“ Dilan zögert. „Darf man das Wort hier sagen?“, fragt sie und entscheidet sich dann gegen Ausländer. „Was ist mit den Menschen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben? Sollen die dann auch 30 Dialekte lernen, die haben doch mit Deutsch genug zu tun.“ Alle nicken, klar. Daran hatte noch niemand gedacht von all den Kartoffel-Deutschen hier. Punkt für Dilan. Später in der Feedbackrunde wird sie für dieses Argument gelobt werden. Nur mehr Energie möge sie verwenden darauf, dass ihre Argumente auch gehört werden. Zwischen dem Ende der Debatte und dem Lob durch die Jury liegen einige Moment der Unzufriedenheit. Kennt jeder Stürmer. „Den hätte meine Oma gemacht!“, heißt dann auf den Rängen, aber steh mal da in der Debatte, alle Augen auf dich, alle Ohren maximal gespitzt, auf jedes Wort kommt es jetzt an.

Gemeinsam mit Dilan im Contra-Team saß Lena vom Louise-Henriette-Gymnasium. Das Talent in ihr sah jeder gleich, die künftige Zweitplatzierte ahnte nur mancher. Die spätere Siegerin übrigens, Antonia vom Gymnasium Wandlitz, saß zu diesem Zeitpunkt im Team Contra neben Lotti im Raum nebenan. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.

 

zwei Mädchen im Gespräch
Fachsimpeln zwischen zwei Debatten: Lotti und Dilan.

Die zweite Debattenfrage des Tages hieß dann „Soll das Rauchen in der Öffentlichkeit verboten werden?“ Die Zuschauer sitzen, die Jury stellt sich vor, 25 Minuten laufen. „Jeder kennt das“, beginnt Lotti ihre Eröffnungsrede, „man steht an der Bushaltestelle und will eigentlich nur Musik hören, plötzlich kommen ein paar Leute und fangen an zu rauchen.“ Alle nicken, klar, jeder kennt das. „Deshalb bin ich dafür, das Rauchen in der Öffentlichkeit zu verbieten!“ Lotti vertritt die zugeloste Meinung, als wär es ihre eigene seit Geburt. Für ihre Eröffnungsrede, für den Einstieg zumal, bekommt Lotti später die volle Anerkennung der Jury. Nur etwas weniger Umgangssprache dürfe es sein. Echt jetzt, Alter? Klar, die Sprachregister sollen getrennt gezogen werden.

Sechs Mädchen sitzen in der ersten Reihe.
Sitzen in der ersten Reihe: Amelie, Amy, Lotti, Zoe, Lydia und Dilan unter den Augen ihres anleitenden Lehrers Herrn Maschmeier.

Dann ist Finale: „Soll eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder eingeführt werden?“ Wieder keine Pyrotechnik. Dafür Atemgeräusche aus den Mikroports. Und die Debattenregeln: Zwei sind dafür, zwei sind dagegen – Meinung ändern strikt verboten. Die Debatte dauert auf der Uhr 25 Minuten. Seit die vier da oben stehen und um den Einzug ins Landesfinale debattieren, wissen Dilan und Lotti, dass ihre Reise hier zu Ende ist. Die Siegerinnen, später, erhalten herzlichen Applaus.

Zwei Siege nur haben sie getrennt vom Finale in Berlin. Jetzt wartet der Liga-Alltag auf sie, Stundenplan und Hausaufgaben. Mit nach Hause nehmen sie, wie sie gestanden haben gegen schwere Gegnerinnen, zwei Halbzeiten lang. Jeden Zweikampf angenommen, keinen Ball verschenkt. Man muss nicht den Pokal holen, um Gewinnerin zu sein.